
In diesem Teil beschäftige ich mich mit Wort- bzw. Wortgruppenschöpfungen, mit Lautmalerei und anderen schönen Dingen, die weniger verwirren, wenn man weiß, was das ist und wie man es richtig einsetzt. Natürlich scheint manches davon in der Lyrik besser aufgehoben, wie zum Beispiel die Alliteration, aber einen Zauberspruch verträgt jeder Magier in der Fantasy 😉
Hier sind die Stilmittel, die ich euch vorstellen möchte, keine Zungenbrecher dieses Mal:
- Allegorie
- Alliteration
- Anapher
- Oxymoron
Allegorie
Das Wort bedeutet übersetzt „verschleierte Sprache“, stammt aus dem Griechischen und gehört laut Stilkunde zu den Tropen. Die Allegorie verlangt durch die Umschreibung des Gemeinten mittels anderer Stilmittel vom Leser eine Entschlüsselung. Das kann Texte durchaus spannend gestalten, oder das genaue Gegenteil bewirken, wenn es übertrieben wird und unverständlich bleibt.
Eine Allegorie kann ein einzelnes Wort oder eine Geschichte sein, die auf etwas anderes verweist.
Manchmal sind sie schwer zu durchschauen und jeder mag etwas anderes herauslesen.
Beispiele personifizierter Allegorien:
- Justitia für Gerechtigkeit, Gericht
- Sensenmann für den Tod
- Uncle Sam für die USA
Fabeln gehören zu den allegorischen Texten, ebenso Gleichnisse oder auch Satiren.
Alliteration
Sie ist ein beliebtes Stilmittel, das nicht nur den Textrhythmus vorgibt, sondern durch seine Form eine leichte Merkbarkeit erzeugt. Werbeslogans bedienen sich gern Alliterationen.
Bei der Alliteration sind die Anfangsbuchstaben bzw. -laute gleich. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
Bei Wörtern mit gleichem Anfangsbuchstaben aber anderer Aussprache liegt keine Alliteration vor, z.B Sonne und Straße.
Das Tautogramm ist eine Sonderform der Alliteration, denn hier werden ganze Sätze mit dem gleichen Buchstaben gebildet. Besonders Latein bietet sich hierfür an. Im Deutschen sind meist Zungenbrecher Tautogramme.
- veni, vici, vici
- cetero censeo Carthaginem (esse delledam)
- Fischers Fritze fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritze.
- Milch macht müde Männer munter. (aus der Werbung)
- Maggie mag man (eben) (aus der Werbung)
- Kleidung clever kaufen bei Kik (aus der Werbung)
- geiz ist geil (aus der Werbung)
- frisch, fröhlich, frei (neben dem Tautogramm handelt es sich hierbei noch eine Sonderform des Pleonasmus, den Hendiatris, siehe
- Haus und Hof,
- klipp und klar
Beim Stabreim fangen die am stärksten betonten Wörter eines Verses mit den gleichen Lauten an. Es ist ein altgermanisches Versmaß, das später vom Endreim abgelöst wurde. Der Stabreim wird nach festen Regeln gebildet. Einen Anvers, eine Zäsur und einen Abvers. Der Anvers besitzt zwei betonte Silben mit demselben Anfangsbuchstaben, während der Abvers nur eine betonte Silbe mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben hat. Zudem sollte das zweite betonte Wort im Abvers mit einem anderen Anfangsbuchstaben beginnen. Ein typisches Beispiel ist:
“Hildebrand und Hadubrand, zwischen Heeren zweien“ (Zeile 3 des Hildebrandsliedes aus dem 9. Jahrhundert)
Das ist jetzt nur ein kurzer Ausflug in die Lyrik.
Auch innerhalb eines Wortes kann eine Alliteration gebildet werden
- Krimskrams
- Singsang
- Wirrwarr
- Mischmasch
- Schnickschnack
- blitzblank
- klitzeklein
Auffällig sind Alliterationen auch in der unterhaltenden Literatur bei Namen bekannter Helden. Z. B. die Namen der Superhelden im Alltag: Clark Kent, Bruce Banner, Peter Parker. Oder die Entenhausener Riege: Dagobert Duck, Daisy Duck, Daniel Düsentrieb, Tick, Trick und Track. Dann haben wir noch Lucky Luke und viele andere.
Anapher
Als Anapher bezeichnet man eine einmalige oder mehrfache Wiederholung eines oder mehrerer Wörter an einem Satz-, Strophen- oder Versanfang. Auch am Anfang verschiedener Satzteile kann es stehen. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Rückbeziehung“. Durch die Wiederholung kommt es zu einem Bezug an vorherige Stellen, die somit an Bedeutung gewinnen.
Die Anapher gehört zu den häufigsten Stilmitteln.
Als anaphorisch bezeichnet man einen Text, in dem häufige Wiederholungen stattfinden.
Beispiele:
- „Scipio hat Numantia vernichtet, Scipio [hat] Karthago zerstört, und Scipio/er [hat] Frieden gebracht […]“ (Cicero)
- “Wer soll nun die Kinder lehren und die Wissenschaft vermehren. Wer soll nun für Lämpel leiten seien Amtes Tätigkeiten? (aus dem Buch “Max und Moritz“ von Wilhelm Busch)
- „Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. […]“ (Georg Heym: Der Krieg)
Verwandt ist die Anapher mit der Epipher, bei der die Wiederholung am Satz- bzw. Versende steht.
Beispiele:
- Mir geht es gut. Dir geht es gut. Uns allen geht es gut.
- „Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.“ (Schiller: Maria Stuart)
- „Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit!“ (Nietzsche: Also sprach Zarathustra)
- Alle sind gekommen. Susi ist gekommen, Herbert ist auch gekommen. Nur Meli ist noch nicht gekommen.
- Die Truppen marschierten vorwärts. Mit lautem Getöse auf die Zitadelle zu. Vorwärts!
Oxymoron
Beim Oxymoron finden sich bestimmte Wortgruppen oder Wörter, die sich widersprechen. Da sie im selben Zusammenhang genannt werden, sorgen sie erst einmal für Verwirrung. Dieses Stilmittel findet sich in allen Textformen, ebenso in der Alltagssprache (Hassliebe).
Meistens werden ein positiver und ein negativer Begriff zusammen verwendet, um schwer fassbare Begriffe in Worte zu fassen.
Eine Sonderform ist das Contradictio in adiecto, hier werden ein Adjektiv und ein Substantiv für die Bildung dieses Stilmittels hergenommen (stummer Schrei).
Beispiele:
- Hassliebe
- bittersüß
- stummer Schrei
- alter Knabe
- Ausnahmeregel
- offenes Geheimnis
- beredtes Schweigen
- geliebter Feind
Besonders bekannt für die Aneinanderreihung von Oxymora ist das Gedicht „Dunkel war’s der Mond schien helle“.
Das war es auch schon wieder dieses Mal.
Viel Spaß beim Ausprobieren dieser Stilmittel.
