Stilmittel Teil 5

dav

Es ist schon eine Weile her, dass ich diese Reihe begonnen habe und längst wieder an der Zeit, sie fortzuführen.

In diesem Beitrag widme ich mich Bekanntem und weniger Bekanntem, das bei näherer Betrachtung gar nicht so selten verwendet wird, wie man dem Namen nach vermutet.

  • Symbol
  • Synästhesie
  • Onomatopoesie
  • Litotes
  • Asyndeton
  • Chiasmus
Bild von Pixabay

Da sind einige nette Wörter dabei, doch keine Angst, dahinter stehen einfache Dinge, die ich im Folgenden erklären und mit Beispielen würzen werde.

Symbol

Der Begriff kennt jeder, es wird auch in Bildern dargestellt und gibt es als synonyme Wörter bzw. Wortgruppen, deren Bedeutung auf den ersten Blick nichts mit dem Gemeinten zu tun hat.

Als Symbol wird die vereinfachte und stellvertretende Darstellung eines Objekts oder Sachverhalts bezeichnet, die allerdings keinen Rückschluss auf das Gemeinte liefern muss. Um verstanden zu werden, muss dem Leser die Bedeutung des Symbols bekannt sein.

Beispiele:

Leonie war niedergeschlagen. Mit gesenktem Blick stapfte sie über die Wiese. Von überallher reckten sich die vierblättrigen Kleeblätter in ihre Richtung, aber sie übersah die satten grünen Pflanzen, die auf sich aufmerksam machen wollten.

(Es geht um Glück)

Gestern hatten wir die weiße Taube losgeschickt, um so dem König des Golonischen Reichs zum Verhandeln zu zwingen. Bislang ist noch keine Antwort eingetrudelt, allerdings halten auch seine Angriffsreihen die Stellung und bewegen sich nicht weiter.

(Frieden)

Der Wettbewerb verlief für die Schüler der dritten Klasse sehr gut, sie hatten fünf Medaillen errungen.

(Sieg)

Man kann natürlich seine eigene Symbolik entwickeln, die sich immer wiederholt und so dem Leser verständlich wird. Auf jeden Fall darf es nicht zu abstrakt sein, was gemeint ist.

Manche Symbole werden immer wieder aufgegriffen wie die blaue Blume (die gibt es übrigens auch bei Shrek, fällt mir gerade ein: Blaue Blume, rote Dornen.) steht für Sehnsucht.

Aber auch der Odem bzw. Atem, der für das Leben steht.

Ihr seht, man kann schon einiges mit Symbolen bewirken. Aber es muss zum jeweiligen Text passen. Leichter ist es natürlich, wenn man bereits bekannte Symbole verwendet, wie in den Beispielen davor.

Sein Blick richtete sich auf die Sterne, die Weite des Alls und versank darin. Er glaubte, niemals wieder so frei zu sein, denn schon jetzt spürte er, wie der Wald nach ihm rief. Doch er wusste, eines Tages, würde er wieder zu den Sternen schauen.

Ich habe hier zwei Symbole erschaffen, einerseits die Sterne für die Freiheit und den Wald für das Bodenständige.

Synästhesie

In der Literaturwissenschaft bezeichnet Synästhesie die Vermischung zweier oder mehrerer Sinneseindrücke. Der Schriftsteller beschreibt dann z. B.

  • Geruchs- und Sehsinn
  • Riechen, sehen, schmecken
  • Tast- und Sehsinn

Das Verbinden mehrerer Sinneseindrücke, kann die Bedeutung erhöhen und vermittelt dem sonst Gegenständlichem etwas Sinnliches, verfrachtet es sozusagen auf die Gefühlsebene.

Wie leises Glockenklingen drang ihre Stimme an sein Ohr, es war der zarte Windhauch, der ihn streichelte, liebkoste und aus der Irre führte.

Hier habe ich den Hör- und Tastsinn in den Beispielsatz eingebaut.

Synästhesien gibt es aber auch in der Alltagssprache: schreiendes Rot, warme Farben, dunkle Töne

Onomatopoesie

Darunter bezeichnet man die sprachliche Nachahmung von Schallereignissen. Besser bekannt auch unter Lautmalerei, Klangmalerei, Lautnachmachung …

Bekannt sind 3 Arten:

  • Wortbildungen: Ein Wort, das in seinem Klang an das Gemeinte erinnert und lassen sich einer Wortart zuordnen. z. B. Kuckuck, krachen, knistern, knacken, ticken, …
  • Interjektionen: Es sind Einwürfe oder Ausrufe, die Laute nachahmen und lassen sich keiner Wortart zuordnen. Häufig kommen sie in Comics zum Einsatz. z. B. wumms, peng, krach. Oder sie bilden Tierlaute nach, die keiner Wortart zuzuordnen sind: mäh, wau, miau
  • Umschreibungen: Es handelt sich dabei um Wörter, die einen Laut beschreiben und nicht danach klingen. Sie können verschiedenen Wortarten angehören und auch Gruppen bilden. z. B. trompeten (Verb), metallisch klingen (Adjektiv+Verb), flöten,

Onomatopoesie hat auch in den Alltag Einzug gehalten:

Die Blätter rascheln. Die Kinder kichern. Die Reifen quietschen. Das Publikum klatscht.

Sämtliche Tierlaute.

Das Geheimnis herausposaunen.

Litotes

Hier geht es um die doppelte Verneinung, um eine Aussage abzuschwächen oder etwas ironisch auszudrücken. Man kann aber auch etwas hervorheben oder eine Kritik hübscher gestalten.

Verwendet wird es mit der doppelten Verneinung:

  • Sie hat damit nicht unrecht.
  • Das Kleid ist nicht unschön.
  • Etwas ist nicht ohne Witz.
  • Verneinung des Gegenteils:
  • Sie hat nicht wenig verdient.
  • Er sieht nicht übel aus.
  • Er ist kein übler Typ.

Ganz bekannt ist der Ausspruch: The Queen is not amused. – Da weiß jeder, dass die Königin verärgert ist, es ist nur hübscher verpackt.

Der falsche Litotes wird in verschiedenen Sprachen verwendet, z. B. in der bayrischen Mundart, und stellt eine Bekräftigung der Verneinung dar.

Des ham ma nia ned gmocht. (Das haben wir nie nicht gemacht.)

Es geht aber auch anders, ohne direkt die Verneinung zu benutzen, indem man eine Aussage abschwächt oder hervorhebt.

Terry Pratchett soll ganz witzig geschrieben haben, habe ich gehört. (Hier betont man, dass man den Schriftsteller für einen Verfasser sehr lustiger Werke hält.)

Da hast du dir eine nette Karre zugelegt. (Wenn man von etwas beeindruckt ist, es aber nicht sagen möchte.)

Asyndeton

Dabei handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Satzteilen, die nur durch ein Komma bzw. einen Punkt miteinander verbunden sind. Ich kam, ich sah, ich siegte.

Man kann das Asyndeton in allen Genres verwenden, um eine Stimmung zu steuern, das Tempo zu erhöhen oder etwas hervorzuheben. Auch der Blickwinkel lässt sich so bei Beschreibungen gut darstellen.

Beispiel:

Sie betrat den Raum, sah Sofa, Bilder, Bücherschrank an einer Wand, gegenüber das Fenster, die geschlossenen Vorhänge. Alles wirkte düster.

Häufig wird das Asyndeton auch in der Werbung eingesetzt:

Rittersport. Quadratisch. Praktisch. Gut.

Damit es nicht zu einfach wird, gibt es verschiedene Arten des Asyndetons:

  • Asyndeton adversativum: Zwei Aufzählungen werden einander gegenübergestellt. Zu Fuß, mit Bus, mit Bahn ist es umweltfreundlicher zu reisen als mit Auto, Flugzeug, Fähre.
  • Asyndeton consecutivum: Hier folgt eine Schlussfolgerung am Ende der Aufzählung. Wer, wie, was, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm.
  • Asyndeton enumerativum oder unzählbare Aufzählung, sie kann weitergeführt werden. Alle Menschen, arm, reich, dick, dünn, groß, klein, klug, dumm sollen gleich behandelt werden.
  • Asyndeton explicativum, erklärt etwas. Marienkäfer, Borkenkäfer, Hummeln, Fliegen gehören zu den Insekten.
  • Asyndeton summativum. Das Asyndeton wird durch ein Ergebnis zusammengefasst. Nichts macht glücklicher, lebendiger, freudiger, strahlender als die Liebe.

Das Gegenteil zum Asyndeton ist das Polysyndeton. Hier wird die Aufzählung durch ein Bindewort miteinander verbunden.

Er lief und hetzte und flitzte und sprang.

Der Fokus liegt auf dem Rennen, trotzdem ist das Tempo verlangsamt.

Chiasmus

Dieses Stilmittel wird häufig in der Lyrik eingesetzt. Es werden gleichwertige Wörter, Teilsätze oder Sätze in unmittelbarer Abfolge kreuzweise entgegengesetzt angeordnet. Das bedeutet, dass der Chiasmus die beinahe spiegelbildliche Anordnung eines dieser Elemente im darauffolgenden Abschnitt beschreibt.

Der Chiasmus wird oft genutzt, um gegensätzliche Behauptungen hervorzuheben. Sie kommen in der Kreuzstellung der jeweiligen Satzbestandteile noch deutlicher zum Vorschein. Die Antithese ist nicht zwingend erforderlich, sondern kann durch den Chiasmus nur verstärkt werden.

Folglich hat der Chiasmus eine verstärkende Wirkung auf das Gesagte oder Geschriebene, da durch die Wiederholung die eigentliche Aussage in den Vordergrund rückt.

Um diese komplizierte Beschreibung zu verdeutlichen, Beispiele:

  • Oh Gott! Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben. (aus Faust, J. W. von Goethe)
  • Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen. (Karl Marx)
  • Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit. (Wallenstein, F. Schiller)
  • Der Einsatz war groß, klein war der Gewinn.
  • Der Last war schwer, gering war die Entlohnung.

Noch eine Anmerkung zum Schluss des langen Beitrags:

Stilmittel sind eine Würze. Setzt sie wohldosiert ein, dann wird das Gericht auch köstlich und dem Leser Freude bereiten. Und euch auch.

Photo by Pixabay on Pexels.com

Kommentar verfassen