Triggerwarnungen, Content Notes und Co

Heute bin ich kontrovers und ich ahne bereits, dass ich mir mit diesem Beitrag nicht viele Freunde machen werde. Egal, ich will es trotzdem ansprechen.

Es geht um Triggerwarnungen bzw. Inhaltshinweise, Content Notes und wie man das alles beschönigend nennen möchte.

Vorneweg, ich finde es an sich löblich, wenn man sich um seine Mitmenschen Gedanken macht und Böses von ihnen abwenden möchte. Andererseits sind Menschen gemeinhin viel zäher und weniger zerbrechlich, als wir annehmen – und klüger auch.

Ich habe ziemlich viel zu dem Thema gelesen, besonders aus dem angloamerikanischen Raum gibt es viel Material zu Triggerwarnungen.

Man kam in psychologischen Tests darauf, dass Triggerwarnungen, Content Notes und Co kontraproduktiv sein können und bestenfalls keine Wirkung darauf haben.

“Aus klinischer Sicht sollten Sie niemals etwas tun, das nicht funktioniert, auch wenn es keinen Schaden anrichtet. Wenn es nicht aktiv hilft, wäre die Förderung seiner Verwendung im Wesentlichen eine klinische Pseudowissenschaft. “

Was passiert, wenn Triggerwarnungen nicht funktionieren? | Der New Yorker (Übersetzt mit Google Übersetzer)

Hier müssen wir uns auch vor Augen halten, dass ein auslösendes Moment kein Wort in einem Roman sein kann/muss oder auch eine Szene – auslösende Momente gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Jeder, auch ohne posttraumatische Belastungsstörung, kann von etwas getriggert werden. Wollen wir unsere Leser, wie überfürsorgliche Helikoptereltern, wirklich in Watte packen und sie vor allen möglichen Unbilden der Romanlandschaft warnen und schützen? Oder gestehen wir unseren Lesern zu, sich anhand von Titel, Klappentext, Genre und Cover selbst ein Bild zu machen, ob sie einen Roman lesen wollen oder nicht?

Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens verletzende Momente, wird mehr oder weniger durch Ereignisse mitgenommen, erleidet Krankheiten und Verluste. Damit müssen wir umgehen lernen, das geht aber nicht durch Vermeidung oder eine zu starke Fokussierung auf das Thema. Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es so schön – es stimmt. Mit der Zeit verblassen diese Erinnerungen.

In Therapien wird gezielt damit gearbeitet und auch geraten, keine Vermeidungsstrategien zu entwickeln, um den Heilungsprozess nicht zu verzögern.

Natürlich gibt es auch Verletzungen, die sich über Generationen hinziehen und aufgearbeitet werden müssen. Die Weltkriege bzw. Kriege allgemein gehören in diese Kategorie. Das heißt aber nicht, dass ich mir als Autor die Aufgabe stellen muss, das zu bewerkstelligen. Ich bin weder Therapeut noch Psychologe/Psychiater, um das richtig zu machen.

Meine Aufgabe als Autor, als Geschichtenerzähler ist es, Menschen zu unterhalten, ihnen vielleicht Dinge zu zeigen, die mir an unserer Welt auffallen und diese in eine spannende Geschichte einzubauen, ohne ihnen vor die Nase zu halten, was nun triggernd sein kann und wovor sie sich schützen oder Angst haben sollen.

Hier habe ich noch alle möglichen Links mit Informationen zu diesem Thema:

Triggerwarnung – Wikipedia

Was passiert, wenn Triggerwarnungen nicht funktionieren? | Der New Yorker

Etwas Beunruhigendes kommt auf diese Weise: Die Auswirkungen von Triggerwarnungen auf das Vermeidungsverhalten in einer analogen Traumaaufgabe – PubMed (nih.gov)

Trigger warning: Empirical evidence ahead – PubMed (nih.gov)

Bleibt bitte höflich in der Diskussion, falls überhaupt eine aufkommt, und stempelt nicht jeden als unsensibel ab, der gegen Triggerwarnungen ist. Wir kennen uns nicht und wissen nichts über die jeweiligen andere Person.

Am Ende muss es jeder für sich selbst entscheiden. Es lohnt sich trotzdem den einen oder anderen Trend, denn für nichts anderes als das halte ich die Schwemme an Triggerwarnungen, zu hinterfragen und sich beide Seiten anzuschauen, um daraus den für sich größten Nutzen an Wissen herauszuziehen.

Kommentar verfassen