Eigentlich wollte ich doch regelmäßiger hier schreiben und meinen Blog mit unterhaltsamen, klugen Inhalten füllen, euch über meine Projekte informieren und den einen oder anderen Schreibtipp geben. Der bekannte Spruch Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt, passt hervorragend. Ich finde dauernd neue Aufgaben, die mich faszinieren, die ich mir anschauen und natürlich auch probieren muss. Ja, muss. Als gäbe es nicht auch so ausreichend zu tun.
Dafür informiere ich euch heute über den Fortschritt meiner Projekte und was es Neues gibt.
Die Spendenanthologie geht ihren Weg. Der Buchsatz ist gemacht, das Cover macht die wundervolle Florin von https://100covers4you.com/ Ich freue mich schon darauf, wenn ich es euch zeigen kann. Die eingesendeten Haikus sind superschön. Ich freue mich sehr über die rege Teilnahme und den schönen, freundlichen Austausch mit den Autoren.
Ich denke, dass die Anthologie im Mai fertig werden und in den Handel kommen wird.
Mein aktuelles Romanprojekt hat jetzt einen Titel und ich stecke mitten in der 2. Überarbeitungsrunde. Im Mai muss es ins Lektorat, das heißt, ich muss mich ranhalten. Warum schreibe ich dann hier? Weil das auch dazugehört, irgendwie. Denke ich. Also, der nächste Salamander-Roman wird auch so an die 350 bis 400 Seiten, das Hauptthema bleibt der Umweltschutz, dieses Mal in etwas mehr Politik verpackt. Ihr lernt die Qolpa näher kennen und noch eine andere Spezies, die Nuum. Es gibt zwar keine Weltraumschlachten und viel Zeit im Weltraum. Ich bin gespannt und nervös, was meine Lektorin https://www.lektorat-schreibkunstwerk.de/ dazu sagen wird.
Das nächste, ich habe eine Mikro SF für einen Wettbewerb geschrieben, das ist eine ganz, ganz kurze Kurzgeschichte mit 500 Anschlägen maximal, und eine Kurzgeschichte für einen weiteren Wettbewerb bei https://www.mymorawa.com/. Eine weitere Kurzgeschichte habe ich angefangen.
Meine Kurzgeschichte “2090 – Luisas Weg” wird im Juni im Magazin von https://litrobona.com/ sowohl online als auch in Printausgaben erscheinen. Darüber freue ich mich riesig!
Was gibt es noch?
Ja, YouTube, dort bin ich jetzt auch zu hören mit dem Account “Der Podcast mit dem Kater”. Ich möchte mich mit den Beiträgen dort nicht allzu ernst nehmen, das Leben macht das schon automatisch für uns, deshalb habe ich Cato ausgepackt. Wer ihn nicht kennt, schaut mal auf meinen Instagramkanal @ysardsson oder eben auf YouTube vorbei. Ich verlinke euch den letzten Beitrag, in dem es um Ideenfindung geht.
Und jetzt wünsche ich euch ein wundervolles Osterfest, ein paar schöne und erholsame Feiertage, bleibt gesund und kreativ.
Das Jahr ist gefühlt verflogen. Es hat sich viel getan bei mir, sowohl im privaten Bereich als auch im schriftstellerischen. Nicht alles war gut, aber nicht alles war schlecht. Das Jahr war durchwachsen mit Höhen und Tiefen, wobei es langsam wieder einmal richtig bergauf gehen könnte.
Dann schaue ich mal zurück, was sich alles getan hat in einem Jahr.
Ich habe vier Kurzgeschichten geschrieben, drei davon veröffentlicht, eine muss ich noch überarbeiten und an den ausschreibenden Verlag einsenden, aber dazu ist noch etwas Zeit.
Einen Roman habe ich veröffentlicht und einen weiteren begonnen. Mit viel Glück beende ich die Rohfassung noch in diesem Jahr.
Kurzgeschichten:
Die Grenze des anderen (Herta Krondorfer) als E-Book bei Amazon.
Schlafendes Gen (H. K. Ysardsson) als E-Book bei allen Anbietern
Blackout (H. K. Ysardsson) in der Anthologie 2050 von Anne Polifka und Jennifer Schumann
Noch zu überarbeitendes Manuskript
Roman:
Der letzte Salamander (H. K. Ysardsson) 1. Sept. 2021 veröffentlicht über myMorawa.
(Alle Bücher sind hier zu sehen und wer mag, kann sich auch eines über die dort genannten Links bestellen.)
Gerade in Arbeit:
Kurzgeschichte
Romanmanuskript, das eine Vorgeschichte zu „Der letzte Salamander“ bildet.
Ich habe in diesem Jahr sehr viel für den Blog geschrieben, was mir irre Spaß macht aber auch viel Zeit kostet. Dazu habe ich einen Zweitblog begonnen, den ich mit Inhalten zur Demenzbetreuung fülle, die sich besonders an pflegende Angehörige richten.
Bild von Pixabay
Eigentlich wollte ich den Blog bzw. die Seite aufräumen und in Kategorien sortieren, aber wisst ihr was, das bin nicht ich. Auch mein Schreibtisch und einige meiner Notizbücher beinhalten alles, was mir so einfällt. Ich möchte den Blog so halten, wie ich mich wohlfühle. Es ist alles zu finden.
Auch auf Instagram hat sich einiges getan, wenn ich so zurückschaue. Es sind viele neue Follower dazu gekommen, einige sind wieder gegangen, aber die meisten sind geblieben. Ich hoffe mal wegen der Inhalte und nicht aus Bequemlichkeit.
Wie auf allen meinen Seiten, möchte ich guten Content bieten, der neben fachlichen Themen auch unterhält und ab und zu etwas Werbung für meine Arbeit einstreuen.
Zurückgeschaut, habe ich nicht so wenig gemacht und nüchtern betrachtet, ginge bestimmt noch mehr. Aber ich habe leider keine Zeit, mich ausschließlich aufs Schreiben zu konzentrieren, so tat sich noch Folgendes in diesem Jahr:
Bild von Pixabay
Meine Arbeit als pflegende Tochter wird immer mehr. Auch hier ein ständiges Auf und Ab, wobei das Ab auf geistiger Ebene gerade sehr stark zu sehen ist. Das zu beobachten, ist nicht immer so einfach und jeder wird mir nachsehen, wenn ich dann manchmal keine Lust mehr habe, mich abends noch hinzusetzen und zu schreiben.
Ich hoffe, bei euch war das Jahr auch gut und es ist euch nichts Schlimmes passiert. Passt auf euch auf. In Kürze gebe ich euch auch eine kleine Vorschau, was ich so machen möchte.
Und ehe ich diesen Beitrag beende,
wünsche ich euch allen ein
wunderschönes, besinnliches, er-lesenes Weihnachtsfest und kommt gut im neuen Jahr an.
Ihr lieben Leserinnen und Leser, heute spare ich mir viele Worte und präsentiere euch das Cover meines neuen Romans.
Der Grafiker von myMorawa hat großartige Arbeit geleistet.
Um euch noch etwas neugieriger darauf zu machen, habe ich hier noch einen kleinen Clip für euch und im Anschluss noch den Klappentext.
Buchtrailer
Klappentext:
Nach der kriegerischen Annexion des Planeten Uhuru durch die Sybaner werden dem letzten Salamander, Vik Tami Jos’Wennen, ein Mord und die Unterdrückung der Bevölkerung zur Last gelegt. Als er aus dem Gefängnis flieht, macht sich die sybanische Statthalterin Athenysa syn Ildanys mit ihrem Adjutanten Martyns auf, um den Entflohenen zu suchen. Was sie finden, wirft allerdings mehr Fragen über die Uhuru auf, als dass sie Antworten erhalten. Aber auch die eigene Regierung hat das eine oder andere Geheimnis, das besser unentdeckt bliebe.
Ein spannungsgeladener Sci-Fi-Krimi um Gleichberechtigung und Umweltschutz.
Zu kaufen wird es dieses Buch als Taschenbuch um 15,00 Euro ab September 2021 in jedem Onlinebuchshop und bei mir (auf Wunsch auch signiert) geben. Auch als E-Book erscheint es zum Preis von 5,90 Euro, ebenso in jedem Onlinebuchshop.
Vorbestellungen nehme ich gern entgegen.Dazu kannst du das Kontaktformular benutzen.
In diesem Beitrag möchte ich euch die Welten meines Science-Fiction-Krimis „Der letzte Salamander“ etwas näher bringen.
Nachdem mir klar war, welche Fraktionen ich in dieser Geschichte haben möchte, habe ich mich an die Planung der Umwelt gemacht – also ganz grob das Universum gestaltet.
Fraktionen
Politische Gruppe 1 (Umweltschutzfanatiker)
Politische Gruppe 2 (demokratische Vereinigung verschiedener Planeten, starker Individualismus und Kapitalismus)
Handelsgilde
Gläubige (spielen keine zentrale Rolle in dieser Geschichte
Bei der Entwicklung der Fraktionen habe ich darauf geachtet, dass besonders die politischen Gruppierungen einen krassen Gegensatz darstellen. Die Gläubigen und die Händler stellen in dieser Geschichte eher ein Beiwerk dar, allerdings sind die Finger der Handelsgilde lang.
Planeten
Zu einem ganzen Universum gehören auch Planeten, Monde – ganze Sonnensysteme. Ich habe versucht, das zu zeichnen, aber das war einfach nur zu lustig, was da herausgekommen ist. Wer ein entsprechendes Computerprogramm hat, kann sich beim Galaxienbau daran versuchen. Es ist bestimmt ein gutes Hilfsmittel.
Zur Verdeutlichung, wie ich das gemacht habe:
Bild von mir
Notizen über den Sektor, das Sonnensystem und anschließend ein paar Planeten. Das muss nicht übertrieben viel sein. Ich habe nur die Planeten genommen, wie wichtig sein könnten, ein paar Eckdaten dazu und natürlich sehr viel mehr über die Planeten, die gebraucht werden.
Uhuru
Dimtros
Syban
Edenium Prime
Ixilum Prime
VinaXym
Dazu habe ich zu jedem Planeten die Hauptorte notiert, die wichtigsten Ressourcen und welches Klima vorherrscht.
Als Beispiel nehme ich Uhuru her. Nicht jeden Planeten habe ich so gründlich beschrieben, einfach, weil ich das (noch) nicht brauche.
Zeichnung von mir, aus Weltenbauen Leitfaden für Fantasy und Sci-Fi-Autoren
Sektor: Oronat Ke’Lem
System: Kebanis
Uhuru – 3 Monde (lila Kes, orange Kela, weiß Oka)
Hauptstadt: Creson
Topografie:
1 großer Kontinent, mächtiger Gebirgszug im Süden, viele Gletscher, weiter nördlich mildes Klima mit Urwäldern. Ein großer Ozean zum Großteil mit Eis bedeckt.
Klima:
In den nördlichen Regionen kalte Winter und milde Sommer, sonst arktisch
Bodenschätze und Wirtschaft:
extensive Landwirtschaft und Fischerei
wenig Tourismus
extensive Forstwirtschaft
Neribium, Cath und Melenium; unter dem Meeresboden noch Brenngas und Unudin; es werden kaum Bodenschätze abgebaut.
Wichtige Handelsgüter: Edelsteine und Kristalle
Lebensformen:
Menschen und Urwaldbewohner (Uhuru).
Interstellarer Handel:
nur wenige Güter werden importiert, der Planet versucht autark zu bleiben, besitzt aber Kolonien auf Dimtros und VinaXym.
Die Handelsgilde von Edenium Prime, Titum Van, hat ein ständiges Handelsverbot.
Kleinigkeiten:
1 Jahr = 550 Tage; 11 Monate
1 Monat = 50 Tage
1 Woche = 9 Tage
abwechselnd hat ein Monat 5 Wochen, dann 6 Wochen.
Das Jahr 0 ist das Ankunftsjahr der Menschen auf Uhuru.
Aktuell: 1897
Politische Systeme
Natürlich habe ich mir auch dazu Gedanken gemacht. Darauf werde ich aber nicht zu genau einzugehen, weil ich die Geschichte nicht unbedingt verraten möchte.
Ich brauchte für beide Seiten ein machbares System und habe mir deshalb etwas überlegt, mit dem ich mich auskenne.
Wir haben einmal ein rigides Kastenwesen, das scheinbar auf dem Matriarchat beruht. Hierzu habe ich die Kasten notiert und wie das funktionieren kann. Gedankenspiele gehen immer. Was geblieben ist, habe ich mir aufgeschrieben, damit ich nachschlagen kann. Man vergisst ja so viel und es kommt wieder Neues dazu.
Einige wichtige Titel und Würdenträger dürfen in dieser Liste dann auch nicht fehlen.
Der zweite Part ist ein präsidiales, demokratisches System, nach dessen Gesetz alle Bürger die gleichen Rechte und Pflichten haben. Dem Militär und vor allem der Raumfahrt habe ich einen hohen Stellenwert beigemessen. Diese Seite hat sehr viele Kolonien oder aus angeschlossene Planten bzw. ganze Systeme, die von Statthaltern verwaltet werden. Das Regierungsoberhaupt, wird alle paar Jahre gewählt. Hier bin ich weniger ins Detail gegangen, weil jeder Planet eine andere Jahreszählung hat und ich mich mit mir nicht auf eine Standardzeit einigen konnte. Wobei in der Raumfahrt eine Standardzeit vorherrscht, der Bordtag bzw. die Bordnacht.
Nebe dem Präsidenten/der Präsidentin gibt es ein präsidiales Parlament, das aus 500 Mitgliedern besteht und auch Senat genannt wird, und es gibt den planetaren Rat, bestehend aus 100 Mitgliedern von statthalterlich verwalteten Planeten. Daneben gibt es noch einzelne Regierungsverwaltungen auf den Kontinenten bzw. gewissen Unterwasserregionen.
Die Namen der Dinge und was es so an Technik gibt
Ja, auch das muss man bei einer eigenen Welt bedenken. Es soll ja nicht alles, wie auf der Erde heißen, schließlich kommt die in diesem Roman nicht vor.
Einige Beispiele:
Bynarpudding: sehr süße und überaus leckere Speise
Salzbäume: wachsen auf VinaXym in Nähe des rosa Ozeans; eine autochthone Pflanze, die es nirgends sonst gibt.
Funkelalgenbüsche: Meerespflanzen auf Syban, gelten als Delikatesse
Und natürlich gibt es noch sehr, sehr viel mehr. Einige meiner Notizen sind nicht in den Roman eingeflossen, andere habe ich mir später noch ausgedacht.
Wer sich wundert, warum hier nichts über Religion steht, dem sei gesagt, dass Religion eine so kleine Nebenrolle spielt, dass sie kaum auffällt. Aber es gibt Religion, die in Form der Sternenweisen von Ixilum Prime auftreten und ihren Glauben predigen.
Das war es so weit zum Weltenbau des Uhuru-Universums. Ich hoffe, ihr hattet Spaß dabei. Erscheinen wird der Roman im September 2021
Wer noch mehr über den Weltenbau erfahren möchte und welche Gedanken ich dazu habe, den empfehle ich mein Buch:
Viel Spaß beim Lesen und beim Erstellen eigener Welten!
Die Figurenentwicklung scheint so einfach zu sein, aber sie birgt doch die eine oder andere Gefahr, zu sehr in Stereotypen zu denken und sie auch so zu entwickeln.
Bild von H. K. Ysardsson
Wikipedia erklärt es folgendermaßen:
Eine Mary Sue ist eine idealisierte und vermeintlich perfekte Kunstfigur. Diese Figur wird oft als Wunschvorstellung des Autors wahrgenommen. Üblicherweise kann sie Aufgaben erheblich leichter bewältigen als vergleichbare Figuren mit ähnlicher Ausbildung und Erfahrung. Die Bezeichnung wird oft für beide Geschlechter benutzt, zeitgleich existieren aber auch die männlichen Varianten Marty Sue und Gary Stu.
Seit den 1970er Jahren hat sich der Begriff Mary Sue bzw. Gary Stu für diese Superfiguren etabliert. Eine Figur einer Star Trek Fanfiction von Paula Smith war Namensgeberin dafür.
Diese Art der Figuren werden von allen gemocht, können alles, sehen supergut aus, sind jung, erfolgreich und überhaupt die ultimativen Helden. Diese Kunstfiguren werden von den Lesern oft als unrealistisch und langweilig wahrgenommen.
Es empfiehlt sich also, bei der Figurenentwicklung auf diese Dinge zu achten.
Bevor man sich an die Charaktererstellung macht, steht die Idee zu einer Geschichte. Die Geschichte braucht Protagonisten und eine/mehrere Hauptpersonen, die der Idee angepasst sein sollen.
Charakter hat Charakter
Es genügt, wenn man sich am Anfang nur über grobe Dinge im Klaren ist, später sollte die Figur allerdings etwas mehr als nur überragende Eigenschaften haben.
Der Autor sollte die Figuren gut kennen, selbst dann, wenn im Roman nicht so viel davon auftaucht. In folgender Liste habe ich einige wichtige Punkte angeführt, die man wissen muss, abgesehen vom Namen.
Geschlecht
Alter
Beruf
Charaktereigenschaften positive und negative
Gewohnheiten z. B. bestimmte Gesten oder Sprechweisen
Familie à sie können Nebencharaktere werden
Freunde, Bekannte, Kollegen
Aussehen (das muss im Roman nicht einmal alles beschrieben werden)
wenn es für die Handlung relevant ist, die sexuelle Ausrichtung
Wohnort
wenn es für die Handlung wichtig ist, der Glaube, die politische Gesinnung
Fähigkeiten, wie z. B. reiten, fechten, malen, Verkaufstalent, Magie …
Sprache – Muttersprache, Fremdsprachen, ev. Sprachfehler
Wer mag, kann sich einen Charakterbogen erstellen, sonst tut es auch ein Notizzettel.
Natürlich gibt es im Internet noch zahlreiche andere Varianten zu finden, man kann sich aussuchen, was für einen persönlich am besten passt. Man muss nur aufpassen, dass man es nicht zu sehr mit Rollenspiel-Charakterbögen vermischt.
Um sich realistische Eigenschaften für die Figur auszusuchen, kann man sich echter Menschen bedienen, indem man diese beobachtet und Handlungen, Gesten, Mimik, Sprechweise und verschiedene Charaktermerkmale abschaut. Dabei muss man nur aufpassen, dass man diese Person nicht kopiert, besonders, wenn es sich um Leute aus dem eigenen Familien-/Freundes- oder Bekanntenkreis handelt, könnte sich jemand angestoßen fühlen. Hier ist etwas Feingefühl nötig und man schaut sich vielleicht nur an, wie diese Person redet, von der nächsten nimmt man die typische Handbewegung und vom nächsten ein paar Charaktereigenschaften. Auf jeden Fall ist es wichtig, andere Menschen zu beobachten. Beobachtung ist wichtig, um später im Roman und vorher bei der Charaktererstellung eine genaue Kenntnis menschlichen Verhaltens zu haben. Alltagssituationen sind am wichtigsten. In Ausnahmesituationen verhalten wir uns alle anders als normalerweise.
Am Ende des Beitrags gebe ich ein Beispiel, wie ich einen Charakter erstelle.
Nomen est Omen
Bild von H. K. Ysardsson
Der Charakter braucht noch einen Namen. Wohlklingende Namen sind immer gut. Aber sie müssen zur Umgebung passen, zum sozialen Umfeld und auch sonst stimmig sein. Wenn die liebe kleine Susi plötzlich zu einem männerreißenden Vamp wird, kann Susi schon etwas unglücklich wirken, außer sie nutzt diese Harmlosigkeit als Deckung für ihre Machenschaften.
Passende Namen zu finden, ist oft gar nicht so einfach. Im Internet gibt es zahlreiche Seiten mit Namensvorschlägen. Babyseiten sind da sehr hilfreich oder wenn man sich mehr in Sci-Fi und Fantasy herumtreibt, die entsprechenden Namensgeneratoren.
Wenn die Figur z. B. eine Afrikanerin ist, kommt es seltsam, wenn sie einen deutschen oder englischen Namen hat. Das müsste sich dann erst wieder aus der Biografie ergeben, z. B. Nachfahren irgendwelcher Kolonisten, sonst macht das wenig Sinn und die Figur wird unglaubhaft. Außer, es handelt sich dabei um eine Nordafrikanerin aus einer ehemaligen französischen Kolonie und die Dame hat einen französischen Namen.
Namen erzeugen unter Umständen Vorurteile. Jeder hat andere Vorstellungen zu einem Namen. Chantalle und Kevin sind zum Beispiel solche. Dann gibt es negativ behaftete Namen wie z. B. Adolf.
Die Protagonisten wollen aber auch einen Nachnamen.
Abgesehen von Fantasy und gewissen historischen Romanen ist ein Nachname empfehlenswert, wenn nicht sogar erwünscht, damit es zur Geschichte passt.
Auch bei den Nachnamen gilt das gleiche wie bei den Vornamen, und beide Namen sollten zusammenpassen. Chantalle Magermeier ist irgendwie – unpassend, wenn es schon eine Chantalle sein soll.
Man kann den Namen auch nach seiner Bedeutung auswählen, denn viele Namen haben eine Bedeutung, die in der Geschichte durchaus einen Sinn machen kann. Allerdings werden das nicht alle Leser wissen, wenn sie der Autor nicht auf die Spur bringt. Sonst ist das vielleicht eher für die Charaktererstellung relevant, um für sich bereits Eigenschaften festzulegen, die die Figur haben soll.
Ebenso kann man auch nach dem Klang auswählen. Manche Namen klingen wie Glöckchen, während andere mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden landen.
Der Charakter erscheint in der Geschichte nicht aus dem Nichts. Er braucht eine Vergangenheit, eine Biografie, Eltern, Geschwister, ein familiäres Umfeld, einen Beruf, Hobbys, einen Wohnort … Alles das, was jeder Mensch ebenfalls hat.
Die Vergangenheit prägt die Figur und sorgt dafür, dass sie die wird, die sie am Anfang des Romans ist. Stell dir einfach vor, wie sie aufgewachsen ist, male dir die Jugend aus (falls es kein Jugendroman ist) oder die Kindheit – die Schulzeit, einfach alles, was dazugehört. Das muss später nicht in den Roman einfließen, aber du lernst deine Figur kennen und kannst ihr so einige Ecken und Kanten verpassen, die durch die Vergangenheit entstanden sind.
Scheidungen gehören auch dazu, wie alle Verluste und Gewinne.
Jedoch sollte man auch hier bedenken, dass die Figur nicht stereotyp bleibt. Nichts ist langweiliger als eine Romanfigur, die es bereits tausendfach oder noch öfter gibt, wie das schüchterne und hässliche Mädchen, das später zur Schulkönigin wird und den tollsten Typen abbekommt. Willkommen Mary Sue!
Eine junge Frau (noch keine 25 Jahre), die eine höhere Position in einer Hierarchie eingenommen, bereits zwei Hochschulabschlüsse in der Tasche hat und noch die besten Ideen, um die Lage für, die zum Beispiel marode Firma zu retten, hat, wird irgendwann langweilig und unglaubhaft. Man wird sie auch nicht mehr schreiben können, weil es nicht mehr geht – diese Figur wird irgendwann handlungsunfähig, weil es keine Steigerung mehr gibt. Sie kann nicht mehr entwickelt werden. Dann steht der Roman und man muss sich eine Lösung einfallen lassen – Mary Sue streichen und dem Charakter wirkliches Leben einhauchen.
Das ist das typische Beispiel eines langweiligen Protagonistin. Was will man mit der noch machen? Sie kann alles und rettet dann auch noch die Firma. Seid mal ehrlich, wen interessiert denn das?
Bei der Vergangenheit sollte man darauf achten, nicht zu sehr in Klischees abzudriften. Das eine oder andere kann gern verwendetet werden, aber zu viel tötet das Interesse an der Figur.
Entwicklung während des Plottens oder die Zukunft
Wenn man plottet, ist es ratsam, sich die Entwicklungsschritte des Charakters aufzuschreiben. Er soll ja nicht gleichbleiben, sondern an den Aufgaben wachsen und etwas lernen. Natürlich braucht er am Anfang kein vollkommener Idiot zu sein, außer es gehört zur Handlung, weil das auch wieder unrealistisch ist, aber er muss nicht Mr. bzw. Mrs. Perfect sein. Der junge Selfmademultimillionär mit der perfekten Figur und den Manieren des altenglischen Gentleman, der sich in das Mädchen aus dem Kiosk verliebt … Na gut. Wohin will sich der Mann noch entwickeln? Er ist bereits perfekt, weiß, was es heißt, zu arbeiten, hat sich seine Millionen selbst erarbeitet und noch dazu perfekte Manieren. Willkommen Gary Stu.
Entwicklung ist das, was während der Geschichte passiert, der ganze Ärger, der einer Figur in den Weg gelegt wird, den sie lösen muss, um weiter zu kommen, sei es jetzt etwas Neues lernen, einen Ort aufsuchen, an den sie sonst nie gehen würde, Abenteuer bestehen … Vielleicht treibt ihr diese Entwicklung auch nur ein paar blöde Angewohnheiten aus oder schickt sie durch eine schwere Krankheit … es gibt viele Wege, um die Entwicklung einer Romanfigur voranzutreiben. Am besten geht das mit unperfekten Leuten, Charakteren mit vielen Ecken und Kanten, die sich auch mal streiten, die vielleicht irgendwann über ihren Schatten springen und einen Fehler zugeben, die auch einmal auf die Schnauze fallen dürfen, aber dann wieder aufstehen und weitermachen. Wie lange sie dafür brauchen, hängt ganz von der Idee für die Geschichte ab.
Aussehen
Für mich ist das weniger wichtig, aber für den einen oder anderen Leser. Ich halte mich hier an die Devise: Weniger ist mehr.
Die Leser können sich sehr gut vorstellen, wie eine Figur aussieht. Ich empfehle, nur die markantesten Merkmale aufzuzeigen und im Roman nicht zwingend die Beschreibung in einem Stück zu schreiben, vielleicht sogar noch vor dem Spiegel stehend. Das ist öde.
Markant sind die Haarfarbe, Augenfarbe (wenn es denn schon sein muss), die Figur, besondere Merkmale wie Narben, Muttermale, Tattoos, Einschränkungen wie fehlende Gliedmaßen oder ein Rollstuhl, Gehhilfe, Brille, Hörgerät (sofern es zu sehen ist).
Ein Charakter mit körperlichen Einschränkungen ist bestimmt interessanter als ein perfekter, allerdings gibt es auch hier zu bedenken, dass man sich vorher ausreichend informiert, sonst hat man den stereotypen Rollstuhlfahrer, den man eigentlich nicht wollte. Die Leser goutieren das in den seltensten Fällen.
Sprechen
Nicht zum Aussehen, aber es gehört unumstößlich zur Figur dazu, ist die Stimme bzw. die Sprache. Damit meine ich jetzt nicht nur die Muttersprache, sondern auch die Art und Weise, wie jemand spricht. Ist die Stimme hoch, tief, polternd, piepsig, ängstlich, forsch … gehört das zum Charakterausdruck dazu? Stottert die Person? Hat sie sonstige Eigenheiten beim Sprechen? Vor jedem wichtigen Satz ein Räuspern? Lieblingswörter? Gibt es typische Gesten, die immer wieder auftauchen?
Miranda hatte so eine dumme Angewohnheit, die mir wahnsinnig auf die Nerven ging. Sobald sie den Mund aufmachte, hatte ich das Bedürfnis, mir Watte in die Ohren zu stopfen. Dabei ging es nicht darum, was sie sagte, sondern wie. Ich sollte sie mögen, schließlich ist sie meine große Schwester. Aber zwischen sollen und können liegt ein haushoher Unterschied. Sie stand schon vorne am Sarg, faltete die Hände und hielt die Trauerrede. Ich hätte mir für Mutter etwas Schöneres gewünscht als Mirandas krähende Stimme und diese gezierte Dehnung einzelner Wörter. Arme Mutter. Noch heute tut mir das in der Seele weh. Ich hörte nicht mehr zu, erst als mich Peter mit dem Ellbogen anstieß, achtete ich wieder darauf. “Wir müssen sie aufhalten, Gerald. Sie fängt eben an, die Dreckwäsche zu waschen …” Noch während er redete …
Anhand des Beispiels wissen wir, wie Miranda spricht und es macht sie unsympathisch. Mit der Stimme kann man also viel anfangen, ohne zu viel zu beschreiben, denn Stimme kann man zeigen, man muss sie nicht nur erzählen.
Wünsche
Vielleicht hat der Charakter irgendwelche Träume und Wünsche für die Zukunft? Dann muss das unbedingt in die Geschichte eingebaut werden.
Beispiel
Name: Elisa 2. Name: Gabriela Nachname: Nemec Rufname: Elisa oder Eli Wohnort: Kleinstadt im Alpenvorland; lebt im Wohnhaus der Eltern, das sie geerbt hat und zu einer kleinen Pension ausbauen möchte. Beruf: Lehrerin für Kunst und Turnen Charaktereigenschaften: eingebildet, kurz angebunden, besonders den Kollegen gegenüber, streng, bei den Schülern wenig beliebt, warmherzig (wenn jemand Hilfe braucht, weist sie den selten ab, verlangt aber Dankbarkeit) Hobbys: reiten, Schifahren, Eislaufen, laufen, schwimmen, tanzen, malen
Vergangenheit: ist in der Kleinstadt aufgewachsen, die sie nie richtig verlassen hat. Studium in der nächst größeren Stadt. Bereits als Kind hat sie viel Sport getrieben. Die Eltern hatten einen Bauernhof. Sie ist ein Einzelkind und sehr behütet aufgewachsen, hat am Hof geholfen und war oft mit den anderen Schulkindern unterwegs. Sie war normal integriert, ging in die Jungschar (katholischer Kindertreff), war Sternsingerin und später auch Jungscharleiterin. Sie hat Flöte und Gitarre gelernt, es aber nicht intensiv betrieben, dafür malt sie gern. Während des Studiums hat sie sich mehr und mehr zurückgezogen, fast nur noch gemalt und getöpfert und auch bei Wettbewerben mitgemacht, bis sie eines Tages damit ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist und sie jemand noch zusätzlich in den Dreck getreten hat (Das kann man weiter ausbauen und als zusätzlichen Konflikt in die Geschichte einbauen). Neider gibt es immer, aber das hat sie nie verstanden. Das hat sie sehr verletzt, ebenso die Auflösung der Verlobung durch ihren damaligen Freund Raimund Winter (der kann, muss aber nicht in der Geschichte auftauchen, ev. nur als Randerwähnung), der mir nichts dir nichts ins Ausland verschwunden ist.
Entwicklung: Sie braucht Geld, um ihren Traum von der Pension zu verwirklichen, denn sie würde auch gern das eine oder andere Pferd in den Stall stellen, der natürlich, ebenso wie der Rest des alten Bauernhauses renoviert und umgebaut werden muss. Als Grundschullehrerin verdient sie nicht so viel, als dass ihr die Bank sofort einen Kredit geben würde. Grundstücksverkauf kommt für sie nicht in Frage, nicht, wenn sie Pferde halten möchte.
Sie wird aus sich hinausgehen und mehr auf andere Leute zugehen müssen, so wie sie es früher getan hat. Crowdfunding ist ihr Mittel der Wahl.
Die Charakterentwicklung hat die eine oder andere Tücke, damit aus einer stereotypen Mary Sue eine glaubhafte Maria Susanne Mittermeier wird. Die grobe Figur, diese stereotype Grundmasse in eine glaubhafte und vielleicht sogar kontroverse Plastik zu verwandeln, erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. Aber Übung macht bekanntlich den Meister und wie ich immer wieder betone, was dem einen ein Juwel, ist dem anderen nicht einmal einen ersten Blick wert.
Der erste Satz, der den Leser anspringen und in die Welt der Geschichte entführen soll, darüber haben die meisten Autoren schon gegrübelt, während sich die Leser daran erfreut haben und sich in eine spannende Geschichte haben entführen lassen oder sie haben das Buch gelangweilt zur Seite gestellt. Allerdings schreibe ich hier über Kunst, da gibt es kein Schema F, nachdem man vorgehen und den perfekt sitzenden Anfang schreiben kann. Romananfänge von hochgejubelten Romanen haben mich zum Gähnen gebracht, während wieder solche, die mir gefallen, anderen nur ein müdes Kopfschütteln entlockt.
Trotzdem möchte ich diesem Thema etwas Zeit widmen.
Ist aller Anfang schwer? Was macht einen guten Anfang aus?
Der Anfang soll packen, das Interesse wecken, ohne zu viele Informationen preiszugeben. Die Schwierigkeit besteht im Packen. Jedes Genre verlangt andere Wörter, jeder Leser will anders entführt werden, deshalb gibt es dafür auch kein Patentrezept, allenfalls Empfehlungen und von mir ein paar Beispiele, selbsterdacht natürlich.
Was am wichtigsten ist und man sich ab dem ersten Buchstaben vergegenwärtigen sollte, jeder Anfang ist ein Anfang – die Kunst steht nicht am Beginn, sondern am Ende, durchgehalten zu haben.
Beispiele:
Unruhig wälze ich mich im Bett herum. Die Schwüle im Zimmer lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Aber mehr als die Hitze, quälen mich die Gedanken an den vergangenen Tag. Warum musste sich Isabella einmischen?
Das ist ein einfacher Satz, der bereits etwas verrät, nämlich die Tageszeit, es ist höchstwahrscheinlich Nacht. Aber er lässt viele Fragen offen: Warum wälzt sich diese Person herum? Wer ist „ich“ Mann oder Frau? Was hat es mit dem Einmischen auf sich? Das sind Dinge, die zumindest die Neugier wecken, selbst dann, wenn sie den Leser noch nicht ganz am Schopf packen und mitziehen.
Das ist auch mit einer Ortsangabe möglich.
Ich lebte auf Ko Samui in einer Hütte am Strand. Das war ein Leben! Voller Farben und Frohsinn. Wir haben am Strand gesungen, Schmuck hergestellt und am Markt verkauft. Einfach herrlich. Bis sie aufgetaucht ist. Sie, die alles verändert hat.
Das sagt uns, dass dieser Ich in Thailand am Strand gelebt hat. Wir sehen die Insel vor uns, traumhafte Strände, Touristen, das Meer, hören die Wellen rauschen … Irgendwo taucht in den Gedanken vielleicht sogar ein Tempel auf und Elefanten. Aber wer ist dieser Ich? Ein Thai, ein Aussteiger, Hippie, Mann oder Frau? Warum lebt die Person nicht mehr dort? Wer ist die Frau? Fragen, die im folgenden Roman beantwortet werden und das auf hoffentlich spannende Art und Weise.
Die Schwierigkeiten begannen, kurz nachdem der Captain den Befehl zum Andocken an die Raumstation gegeben hatte.
Hier wissen wir, dass es sich um ein Sci-Fi-Abenteuer handeln muss. Es gibt Problem. Welcher Art sind sie? Wer hat die Probleme? Wer erzählt?
Anfänge können auch anders gestaltet werden. Man kann mitten ins Geschehen springen, wie schon in den Beispielen erwähnt oder eben eine Örtlichkeit erwähnen und dem Leser bereits Einblick in das Setting und die Umwelt geben.
Ein Anfang wird weniger schwer, wenn man sich überlegt, dass man ihn nach dem Ende des Schreibprozesses noch überarbeiten muss/kann/soll/darf, denn nichts kommt bereits perfekt aufs Papier und was dem einen Heiligtum, ist dem anderen Müll. Natürlich ist es nicht so krass, aber es läuft alles auf eine Geschmacksfrage hinaus.
Ich wage zu behaupten, es ist alles erlaubt, solange der Autor dahintersteht und es dem Leser gefällt. Trotzdem habe ich einige Punkte zusammengestellt, die man beim Schreiben bzw. nachher beachten kann.
Am besten ist es, einfach einmal anzufangen und aufzuschreiben, was einem in den Sinn kommt. Es bringt nichts, schon vor dem ersten Wort, nach dem perfekten ersten Satz zu suchen. Den Leser packt man auch noch im 2. oder 3. Satz, vielleicht sogar erst nach der ersten Seite. Es gibt so viele verschiedene Leser und Geschmacksrichtungen, wie es Schriftsteller gibt.
zu große Spannung, die im Folgenden kaum gehalten werden kann
zu viel Action mit massenweise Adjektiven (aber das gilt generell und besonders für Actionszene; zu viele Adjektive rauben die Spannung. Hier sind kurze, schnelle, verbenreiche Sätze die bessere Wahl. Dazu werde ich bestimmt noch einen Beitrag schreiben.)
Man kann mit einer wörtlichen Rede beginnen, aber sofort ein empörtes Aufschreien oder Wutattacken zu äußern, die später mit zu viel Informationen gewürzt werden, ist meistens nicht so prickelnd.
„Was bildet die sich nur ein!“, brüllte die Frau los, warf ihre Handtasche zu Boden und rauschte auf ihr Haus zu, wo gerade diese eingebildete Kuh stand und sich mit ihrem Mann unterhielt. Na, die würde gleich etwas erleben! Und erst er, dieser betrügerische Ehemann!Sie nahm sich vor, gleich morgen zum Rechtsanwalt zu gehen.Aber vorher würde dieses Weibsstück noch ihr blaues Wunder erleben!Ihr Gesicht geriet für einen Moment zu einer mörderischen Maske.
Das verrät einfach viel zu viel. Warum wird hier bereits der betrügerische Ehemann erwähnt?
„Dir werde ich es gleich zeigen!“, schrie er erbost und ballte die Hände zu Fäusten. Jetzt würde es gleich krachen. Zornig war er aus dem Bett gesprungen und hastete in den Garten hinaus, um den irren Nachbarn ordentlich zu verdreschen. Es war hoch an der Zeit, dass er dem Kerl eine Abreibung verpasste und gerade eben war er auf 180.
So anzufangen ist zwar ein Einstieg mitten in die Handlung, aber ich finde es unschön und unklar. Abgesehen von der handelnden Person und ihrer aktuellen Gefühlswelt wissen wir nichts. Es ist schwammig und klischeehaft. Hier könnte man anders anfangen.
Der Spaziergang war so gemütlich gewesen. Die Sonne schien und alles war gut. Sie freute sich auf zuhause. Irgendwo war sogar der Ruf eines Kuckucks zu hören, was in den letzten Jahren sehr selten geworden war. Lustig schwang Jana ihre Handtasche und schaute zu ihrem Haus. Noch war sie einige Meter von der Gartenpforte entfernt. Niemand sonst hielt sich auf der Straße auf, die Gärten waren leer. Sie stutzte, blieb stehen und beugte sich etwas nach vorne, um zwischen zwei parkenden Autos hindurch schauen zu können. Da stand eine fremde Frau an ihrer Haustür und redete mit ihrem Mann! Was war da los? Ihre Laune sank in den Keller und das Misstrauen stieg an. Langsam schlich sie näher, querte unbemerkt die Straße und blieb an der Hainbuchen-Hecke stehen, damit sie alles beobachten konnte. Nun erkannte sie die Frau. Die war gar nicht fremd!
Jens wollte schlafen. Die Nachtschichten im Krankenhaus waren anstrengend genug. Da war er erst vor einer Stunde ins Bett gekrochen und dann fing dieser übereifrige Gartenfreund von Nachbar an, den Rasen zu mähen! Dem würde er es noch zeigen, dachte er und stopfte sich die Ohropax in die Gehörgänge, um endlich Ruhe zu haben. Bevor er einschlief, dachte er sich einen Racheplan aus. Stunden später weckte ihn das schrille Klingeln der Türglocke.
Infodumping tötet jede Spannung, besonders am Anfang. Es ist auch nicht gerade neu, sie in eine Rückblende zu packen, während der Charakter aus dem Fenster schaut oder in einen Spiegel. Am Anfang der Geschichte erzählt das zu viel und zerstört für den Fortgang die aufkommende Spannung. Besser ist es, das zu unterlassen und Hintergrundinformationen auf andere Art und Weise preis zu geben. Der Leser will nicht alles auf einmal wissen, er will auf eine Reise mitgenommen werden.
Diese Weisheit funktioniert in jedem Genre, jedoch sollten die Worte und Handlungen der Zielgruppe angepasst sein.
Fazit am Schluss:
Spannung aufbauen, ohne zu viel zu verraten (Spannung heißt hier nicht gleich Action).
Neugier erzeugen, Fragen aufwerfen, die der Leser beantwortet haben möchte.
Protagonist(en) vorstellen.
Ein wenig das Setting und die Welt präsentieren.
So wenig Klischee wie möglich.
Und das wichtigste: Schreiben, schreiben, schreiben … nicht lange nachdenken, machen!
Die ganzen Regeln, alle Tipps, die ich hier gegeben habe, greifen erst zum Schluss – beim Überarbeiten. Es sind keinesfalls in Stein gemeißelte Gesetze und daher auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Und die Geschmackssache darf man nie außer Acht lassen.
Der erfolgreiche Autor macht sich keine Gedanken um den Anfang, er fängt an und bringt seinen Roman zu Ende. Mit erfolgreich meine ich diejenigen, die die Arbeit vollenden, nie aufgeben, weiter machen, auch wenn es unbequem wird.
Wenn nicht wieder die Pandemie dazwischen kommt oder etwas anderes Böses, dann werde ich im kommenden Jahr bei den Valentiner Kulturtagen lesen. Stattfinden soll die Lesung unter dem Motto: Große Nacht der Valentiner Autoren am 10. März 2021.
Genaueres weiß ich dann auch erst im nächsten Jahr, aber drücken wir uns die Daumen und ihr mir, dass ich dort lesen kann.
Wer mich jetzt schon hören will, kann mich gern auf Instagram besuchen, dort lese ich jeden Mittwoch unter #ysardssonquatscht.
Foto von mir, das Modell ist Bruno, der liebt Terry Pratchett
Eigentlich sind es mehrere, zwei um genau zu sein, von denen eines schon Richtung Ende marschiert und somit einer Veröffentlichung in diesem Jahr nichts im Wege stehen dürfte. Das andere dauert noch etwas. Darüber erzähle ich euch ein anderes Mal etwas mehr.