Für mich gehört es zu den schwierigen Dingen, einen Klappentext zu schreiben. Man muss sich kurzfassen und die Leser neugierig machen. Jedes Mal, wenn einer ins Haus steht, beschäftige ich mich damit und lenke mich mit massenhaft Theorie darüber ab. Langsam müsste ich eine Expertin darin werden, doch weit gefehlt. Im Folgenden habe ich einige Punkte gesammelt, die mir bei meiner Durchforstung des Internets und dem langjährigen Lesens verschiedenster Bücher aufgefallen sind. Ich gebe das in eigenen Worten wieder und so, wie es meine Erinnerung hergibt und mir wichtig erscheint.
Was ist der Klappentext überhaupt?
Der Klappentext ist ein Kurzinhalt, der auf der Klappe eines Schutzumschlags von Büchern steht. Nicht mehr und nicht weniger. Bei Büchern ohne Schutzumschlag steht der Klappentext üblicherweise auf der 2. Seite.
Dieser Text beinhaltet, wie bereits erwähnt, eine Kurzbeschreibung, aber auch eine paar Sätze über den Autor. Heutzutage wird Über den Autor/die Autorin auch gern mal auf den letzten Seiten des Buchs geschrieben.
Heute wird dieser beschreibende Kurztext auf Spielen, DVDs und anderem ebenfalls als Klappentext bezeichnet.
Wer bei einem Verlag unter Vertrag ist, muss sich damit vielleicht nicht abmühen, denn das erledigen oftmals die Marketingabteilungen. Wer im Selfpublishing unterwegs ist, muss sich zwangsläufig damit beschäftigen.

Das hier ist der Schutzumschlag, auf dem der Klappentext steht, auf der Hinterseite des Buches befindet sich eine kürzere Variante und auf der hinteren Klappen eine Kurzvita der Autorin dieses Buches
Wie schreibt man so etwas?
Klappentexte gehören zu den schwersten Textsorten überhaupt. Es ist schwer, einen Text auf interessante Weise kurz zusammenzufassen und dabei gleichzeitig Leser neugierig darauf zu machen.
Der Klappentext ist in erster Linie Werbung. Das sollte man stets im Auge behalten. Dieser Text ist meistens das Erste, das ein potenzieller Käufer nach dem Titel liest. Keine langen Ausflüge in tiefgründige Themen, die dürfen gern im Buch selbst behandelt werden, haben aber nichts auf dem Klappentext zu suchen.
Übertreibungen, Eigenlob und zu viele Adjektive sollte man vermeiden, nur das schreiben, das auch im Buch vorkommt, am besten schon recht früh, sonst fragt sich der Leser am Ende, was er da gekauft hat.
Das Genre ist wichtig. Natürlich steht das meistens vorne unter dem Titel, aber ein Hinweis im Klappentext schadet nichts. Man kann hier ebenso Triggerwarnungen verpacken. Die Leser wollen wissen, worauf sie sich beim Kauf dieses Buches einlassen. Ein Fan von Romantik wird kaum erfreut sein, wenn das Buch blutrünstig wird, er wird es verärgert weglegen und nie wieder etwas von diesem Autoren kaufen.
Im Klappentext darf kein Spoiler enthalten sein, sonst kann sich der Leser den Kauf gleich sparen. Hier ist die Schwierigkeit, den Inhalt anzureißen, aber nichts zu verraten.
Der Klappentext muss fehlerfrei sein. Er ist das Aushängeschild des Buchs. Nur sehr selten werden hier Fehler verziehen.
Grundsätzliche Bestandteile eines Klappentextes:
- Kurzinhalt ohne Spoiler! (Das MUSS er enthalten)
- eventuell ein Anriss aus dem Text, erste Sätze
- wenn schon vorhanden Presse- oder Leserstimmen
- Autorenkurzvita (wenn auf der 2. Seite = Rückseite der Schmutzseite oder auf dem Schutzumschlag)
- Hinweise auf vorherige Publikationen
Am besten ist es, man schaut sich verschiedene Klappentexte an und nutzt auch die vielen hilfreichen Tipps, die es im Internet zu finden gibt. Da ist für jeden etwas dabei und man kann sich aus jedem Beitrag etwas für sich herausfiltern.
Jetzt geht es ans Schreiben!
Am besten fängt man damit an, den Inhalt in zwei oder drei Sätzen zu beschreiben, immer im Präsens! Verschiedene Versionen des Themas helfen, sich zu verbessern und schaffen auch eine Auswahl an Möglichkeiten. Nicht an Kleinigkeiten aufhängen, lieber etwas weglassen, anstatt zu spoilern. Wenn man denkt, es passt so weit, dann ein paar Tage liegen lassen. Noch einmal überarbeiten oder neu schreiben. Das macht man so lange, bis man zufrieden ist. Am besten lässt man den fertigen Text jemanden lesen, der den Inhalt nicht kennt, ist derjenige neugierig geworden, dann ist der Klappentext fertig und kann so aufs/ins Buch.
Ich habe hier noch einige Klappentexte verschiedener Genres von bekannten Autoren für euch.
Die Trauer trägt Schwarz von Martha Grimes, Goldmann
Inspektor Jury und ein mysteriöser Mordfall im Herzen von London.
Mickey Haggerty, ein alter Kollege von Inspektor Jury, hat es sich in den Kopf gesetzt, eine Tragödie aufzuklären, die sich vor mehr als fünfzig Jahren innerhalb der reichen Londoner Brauerei-Familie Tynedale abgespielt hat – und er benötigt dringend Jurys Hilfe. Doch noch bevor Jury mit seinen Ermittlungen beginnen kann, ereignet sich ein mysteriöser Mord: Simon Croft, ein enger Freund der Tynedales, wird erschossen aufgefunden. Jury ahnt, dass er einen verborgenen Gegenspieler hat, der alles daransetzt, die Vergangenheit für immer ruhen zu lassen …
Hier sagt schon der erste Satz aus, dass es sich im einen Krimi handelt. Wir erfahren, wer das Opfer ist, sonst nur etwas über die Hauptperson. Jetzt muss der Leser lesen, damit er weiß, wer das arme Opfer getötet hat.
Die Akte Odessa von Frederick Forsyth, Serie Piper Spannung
Odessa – das ist die Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen, die zwischen Deutschland, Kairo, Madrid und Buenos Aires operiert. Knapp 20 Jahre nach dem Krieg …
Bei seiner Jagd auf den Lagerkommandanten Eduard Roschmann gerät der Hamburger Reporter Peter Miller in ihre Fänge: aus dem Jäger wird der Gejagte – es geht um Leben und Tod.
(Im Anschluss an den Kurztext ist hier noch eine Pressestimme zu lesen, das ist manchmal bei Neuauflagen der Fall, wenn es bereits etwas zu lesen gibt.)
Hier weiß der Leser sofort, dass er es mit möglicherweise blutiger Spannung zu tun hat.
Rollende Steine von Terry Pratchett, Goldmann
Gevatter Tod hat eine Identitätskrise. Als er von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet, muss seine Enkelin Susanne die Geschäfte für ein paar Tage übernehmen. Bei ihrer neuen Arbeit bekommt sie es nur zu bald mit einem äußerst merkwürdigen Phänomen zu tun, einer neuen Musik, die ein Barde, ein Zwerg und ein Troll erfunden haben. Und genau diese magischen Melodien sind es, die Tods Enkelin vor ungeahnte Probleme stellen.
(Auch hier sind noch Pressestimmen angeführt.)
Der Leser weiß sofort, dass es sich um Fantasy handelt.
Die Wand von Marlen Haushofer, List Taschenbuch
Hier haben wir den Klappentext auf der 2. Seite und auf dem Buchdeckel noch einmal eine kürzere Version.
Eine junge Frau will mit ihrer Kusine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf – und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein …
Muss man dazu noch etwas sagen?
Auf der Rückseite des Buches steht:
Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte in den Bergen auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand, hinter der kein Leben mehr existiert …
Der Tag, an dem der Wind dich trägt von James Patterson, Weltbild Reader
Die Tierärztin Frannie O’Neil entdeckt im Wald ein junges, verängstigtes Mädchen und traut zunächst ihren Augen nicht. Nach einer weiteren Begegnung ist klar: Dieses Kind hat eine ganz besondere Gabe, die es zu einem einzigartigen Wesen macht. Frannie nimmt sich des Mädchens an, doch die beiden werden gnadenlos verfolgt und immer tiefer in eine Verschwörung verstrickt, bei der es um illegale Genforschung und skrupellose Experimente an Menschen geht.
Auch hier ist klar, dass wir einen Thriller vor uns haben.
Diese Beispiele haben alle etwas gemeinsam: Sie sind kurz, sagen höchstens etwas über die Vergangenheit aus oder den Anfang des Buchs und hören vor der Spannung auf mit der Inhaltsangabe. Die wichtigsten Personen werden erwähnt und man bekommt eine Ahnung vom Genre.
Wer sich unsicher bei der Erstellung ist, kann ruhig andere Klappentexte zu kopieren versuchen, die Art und Weise auf sein Manuskript anwenden und später etwas Eigenes verfassen. Kopieren ist eine gute Übung, um gewisse Dinge der Formulierung zu lernen.
Viel Spaß bei der Klappentexterstellung!
Alle Bilder sind von mir gemacht, die Bücher zum Teil bereits vor Jahrzehnten selbst gekauft und natürlich alle gelesen.