Heute hänge ich etwas in der Grammatik fest, die sich gern einmal um einen Berg aus Unsicherheiten und schlechten Gewohnheiten windet. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, am Ende lässt man es doch schleifen. Grammatik gehört zu den wichtigsten Handwerkskenntnissen eines Schriftstellers/einer Schriftstellerin, sie ist dafür mitverantwortlich, dass am Ende ein lesbarer Text herauskommt. Niemand ist perfekt, man vergisst Dinge mit der Zeit oder übersieht es einfach in seiner Betriebsblindheit, das kenne ich viel zu gut.

hängen
Das Verb “hängen” gibt es zwei Mal – als transitives und als intransitives Verb.
Ein transitives Verb braucht ein Objekt, um einen Satz zu bilden, ein intransitives nicht.
“Oma hängte die Wäsche auf” ist transitiv, weil es nach dem Verb ein Objekt (die Wäsche) gibt.
“Die Wäsche hing an der Leine” ist intransitiv. Die Leine ist nämlich kein Objekt, sondern eine Ortsangabe (WO hing Wäsche?). Die Wäsche hängt für sich und ganz allein auf der Wäscheleine und trocknet im Wind.
Im Präsens sind die Formen gleich, eine Verwechslung ist nicht möglich. Schwieriger sind das Präteritum und das Perfekt.
Sven hat mit einem alten Telefon telefoniert und hängt den Hörer wieder ein. “Sven hängte den Telefonhörer ein.”
Falsch:
“Mimi hing das Bild an die Wand”
“Dem Jogger hängte vor Erschöpfung die Zunge aus dem Mund!”
Richtig ist:
Mimi hängte das Bild an die Wand.
Dem Jogger hing vor Erschöpfung die Zunge heraus.
Auch im Perfekt gibt es zwei Formen: gehängt und gehangen.
Das intransitive “ich hänge” wird im Perfekt zu “ich habe gehangen” (in Süddeutschland und Österreich auch: “ich bin gehangen”).
Das transitive “ich hängte etwas irgendwohin” wird im Perfekt zu “ich habe etwas irgendwohin gehängt”.

Von transitiven Verben lässt sich fast immer auch ein Passiv bilden:
Die Wäsche wird aufgehängt.
Die Wäsche wurde aufgehängt.
Die Wäsche ist aufgehängt worden.
Schleifen
Das Wort „schleifen“ gehört ebenso wie „hängen“ zu den sogenannten Homonymen, sie werden gleich geschrieben, haben aber eine andere Bedeutung, die sich erst bei der Konjugation bemerkbar macht. Wie ich bei „hängen“ schon geschrieben habe, gibt es 2 Formen, eine transitive und eine intransitive. Die 1. verlangt wieder nach einem Objekt, während die 2. das nicht braucht.
Einmal bedeutete es, einen Gegenstand in Form zu bringen oder zu schärfen, die Konjugation ist unregelmäßig.
Er schleift das Messer, er schliff das Messer, er hat das Messer geschliffen. (Objekt nach dem Verb)
Der Maler schleift das Holz, bevor er es frisch lackiert hat. (Objekt nach dem Verb)
Hier wird etwas verändert.
Nun zu Bedeutung Nr. 2 – etwas über den Boden ziehen, hinter sich herschleppen, zerren, etc. Bei dieser Bedeutung ist die Konjugation regelmäßig.

Ich schleife den Sack über den Boden.
Ich schleifte den Sack über den Boden.
Ich habe den Sack über den Boden geschleift. (Wo schleift der Sack?)
Der Mörder schleifte die Leiche zur Böschung und ließ sie ins Wasser rollen.
Wir wollen uns nicht damit amüsieren, dass der Mörder die Leiche vom Tatort schliff und später das Messer schleifte, weil es stumpf geworden ist.
Wenden
Ich wende mich dem nächsten Duo zu. Wenden.
Es handelt sich dabei um ein transitives oder reflexives Verb. Je nachdem, wie das Wort eingesetzt wird, verändert es seine Bedeutung. Im Präsens ist es kein Problem, das wird es in den anderen Zeitformen.
transitiv:
Hier wird wieder ein Akkusativobjekt gebraucht.
Präsens:
Ich wende das Brathuhn im Ofen.
Ich wende die Palatschinken.
Der Senner schneidet das Gras, einige Tage später wendet er das Heu.
Sie verwendet immer ein Buttermesser, um ihre Briefe zu öffnen.
Präteritum:
Ich wendete das Brathuhn im Ofen.
Ich wendete die Palatschinke.
Der Senner schnitt das Gras, einige Tage später wendete er das Heu.
Sie verwendete immer ein Buttermesser, um ihre Briefe zu öffnen.
Perfekt:
Ich habe das Brathuhn im Ofen gewendet.
Ich habe die Palatschinke gewendet.
Der Senner hat das Gras geschnitten, einige Tage später hat er das Heu gewendet.
Sie hat immer ein Buttermesser verwendet, um ihre Briefe zu öffnen.
reflexiv:
Hier geht es um die Person – sich wenden.
Präsens:
Er wendet sich der schönen Frau an der Rezeption zu.
Entnervt wendet sie sich dem Ausgang zu und verlässt den Laden.
Nach der Kontrolle meines Autos wendet sich der Polizist anderen Verkehrsteilnehmern zu.
Präteritum:
Er wandte sich der schönen Frau an der Rezeption zu.
Entnervt wandte sie sich dem Ausgang zu und verließ den Laden.
Nach der Kontrolle meines Autos wandte sich der Polizist anderen Verkehrsteilnehmern zu.
Perfekt:
Er hat sich der schönen Frau an der Rezeption zugewandt.
Entnervt hat sie sich dem Ausgang zugewandt und den Laden verlassen.
Nach der Kontrolle meines Autos hat sich der Polizist anderen Verkehrsteilnehmern zugewandt.
Noch zu einer kleinen Verfeinerung, die bei wenden problematisch werden kann – nämlich verwenden im Präteritum.
Es heißt immer verwendete, denn verwandt hat in diesem Fall eine völlig andere Bedeutung.
Ich kann mit dir verwandt sein, aber ich verwendete dich nicht. Verwandt ist ein Adjektiv und sollte nur als solches benutzt werden. Verwenden hat auch nichts mit wenden zu tun, sondern mit „benutzen“.
Wenn man sich unsicher in der richtigen Verwendung ist, gibt es auch noch Synonyme:
– etwas umdrehen, etwas auf die andere Seite drehen, in die andere Richtung schauen (abwenden), die Fahrtrichtung ändern (für Fahrzeug wenden)

Winden
Dann winden wir uns nun weiter den Berg hinauf.
Winden kann sowohl als starkes (transitives oder reflexives!), als auch als schwaches Verb verwendet werden. Hier sehen wir den Unterschied wieder nur in der Konjugation. Wobei das schwache Verb kaum noch Verwendung findet und in direkter Bedeutung etwas mit dem Wind zu tun hat. Es windet stark – heißt, es gibt einen Sturm, bzw. es stürmt.
Wenden wir uns winden zu.
Synonyme: schlängeln, ranken, herausreden, entwenden, ausweichen, drehen, wickeln
entwinden, verwinden, überwinden
Präsens:
Das Efeu windet sich um den Baum. (reflexiv)
Die Straße windet sich den Berg hinauf. (reflexiv)
Die Seilschaft windet das Seil um einen großen Felsen. (transitiv)
In letzter Minute windet er ihm das Messer aus der Hand. (transitiv)
Sie windet sich um eine Antwort herum (transitiv)

Präteritum:
Das Efeu wand sich um den Baum.
Die Straße wand sich den Berg hinauf.
Die Seilschaft wand das Seil um einen großen Felsen.
In letzter Minute wand er ihm das Messer aus der Hand.
Sie wand sich um eine Antwort herum.
Ich hoffe, ihr findet den kleinen Ausflug in die Grammatik hilfreich. Falls jemand einen Fehler findet, dann schreibt mir das bitte persönlich. Wie ich eingangs schon erwähnt habe, wird man bei eigenen Texten betriebsblind.
Ein Gedanke zu „Wortbedeutungen, Verwendungen und Synonyme, Teil 3“